Veranstaltungen am Tag der Befreiung im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
Am 8. Mai 1945 wurde nahezu ganz Europa von der Geißel des Faschismus befreit. In Deutschland erlebten in erster Linie die überlebenden Verfolgten und Widerstandskämpfer*innen diesen Tag als Befreiung. Aber auch wir alle, die wir heute leben, verdanken die Möglichkeit eines Lebens in Frieden, Freiheit und Vielfalt den Siegern des 8. Mai 1945.
Mit besonderer Dankbarkeit erinnern wir auch an den Beitrag, den der antifaschistische Widerstand in Deutschland, in der Emigration, als Teil von Partisan*innenverbänden und in den Streitkräften der Anti-Hitler-Koalition geleistet hat.
An folgenden Orten finden Gedenkveranstaltungen statt:
• 8. Mai, 17-18 Uhr – Sowjetischer Ehrenhain in Pirna-Rottwerndorf • 8. Mai, 18 Uhr – Denkmal am Platz der Freiheit in Heidenau
Wir werden weitere Veranstaltungen im Landkreis ergänzen. Hinweise dazu nehmen wir gern auf.
Am vergangenen Wochenende fand die Klausur des Landesvorstands der VVN-BdA Sachsen in Pirna statt. Als Tagungsort wurde die K2 Kulturkiste auf der Schössergasse ausgewählt.
Ganz im Sinne unserer Vereinigung, kamen die Vorstandsmitglieder auch am VVN-Denkmal auf der Grohmannstraße zu einem kleinen Gedenkmoment zusammen. Sie legten Blumen am 1953 errichteten Denkmal nieder. Jährlich findet hier auch die Veranstaltung am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, statt.
Wir danken dem Landesvorstand für das ehrenamtliche Engagement und das Aufrechterhalten der Struktur unseres Landesverbands. Wir freuen uns auf eine weitere gute Zusammenarbeit!
29. März 2025, Angehörigentreffen und Gründung der Lagerarbeitsgemeinschaft (LAG) KZ Hohnstein auf der Burg Hohnstein
Vergangenen Samstag trafen sich Angehörige ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Hohnstein, um sich miteinander auszutauschen und einander kennenzulernen. Eingeladen hatte der Pirnaer Verein AKuBiZ.
Am 8. März 1933 besetzte die SA die damalige Jugendburg, verhaftete den Burgleiter Konrad Hahnewald und richtete ein Konzentrationslager ein. Bis August 1934 waren rund 5600 Häftlinge eingesperrt, sie wurden zur Arbeit gezwungen. Mehrere Gefangene wurden im KZ Hohnstein ermordet, in den Tod getrieben oder starben an den Folgen der Haft.
Nun kamen auf die Burg Hohnstein aus mehreren Bundesländern 24 Angehörige von 14 ehemaligen Häftlingen wie zum Beispiel dem Gründer der Jugendburg Hohnstein Konrad Hahnewald und der Malerin Eva Schulze-Knabe.
Begrüßt wurden die Anwesenden durch den Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft Daniel Hujer, der die Bedeutung des neuen Zusammenschlusses und der Erinnerung an das KZ betonte.
Während eines Gedenkens an der Stele vor der Burg wurden Blumen in Erinnerung an das KZ Hohnstein abgelegt und ein Gruß des Netzwerks der Lagerarbeitsgemeinschaften überbracht.
Am Nachmittag wurde im Beisein weiterer Gäste dann die Lagerarbeitsgemeinschaft KZ Hohnstein gegründet. Sie versteht sich als Zusammenschluss von Angehörigen ehemaliger Häftlinge und weiteren Interessierten, die sich für die Erinnerung an das KZ Hohnstein, einschließlich seiner Vor- und Wirkungsgeschichte, einsetzen.
Es ist die zweite Lagerarbeitsgemeinschaft, die in Sachsen gegründet wurde. Bereits 2009 schlossen sich Engagierte zur LAG KZ Sachsenburg zusammen in Erinnerung an das Frühe KZ in der Nähe von Frankenberg.
Die Mitglieder der Lagerarbeitsgemeinschaft Hohnstein setzen sich ein für einen angemessenen Gedenk- und Erinnerungsort, die fortgesetzte Nutzung der Burg Hohnstein als Ort der Begegnung und Bildung, eine entschiedene Sichtbarmachung der Geschichte zwischen 1924 und 1945 auf der Burg, die wissenschaftlich fundierte Darstellung und fortlaufende Aktualisierung der historischen Informationen und einen sensiblen Umgang mit den vorhandenen Erinnerungsorten und -stücken sowie ihrer Erhaltung.
Zur Bedrohung der Fortführung der Gedenkstätten- und Erinnerungsarbeit in Sachsen erklärt Kerstin Köditz, Sprecherin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Sachsen:
Als Organisation, die das Erbe des antifaschistischen Widerstandes gegen das NS-Regime lebendig erhalten will, sieht die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – BdA Sachsen mit großer Sorge, dass ausgerechnet im 80. Jahr der Befreiung vom deutschen Faschismus die Weiterführung der Gedenkarbeit stark gefährdet ist. Für uns ist es ein Alarmzeichen, dass die Gedenkstätte Zwangsarbeit Leipzig mitgeteilt hat, dass sie künftig ihre Arbeit erheblich einschränken muss. Es handelt sich um die einzige Einrichtung im Freistaat, die sich mit diesem wichtigen Teil des Unterdrückungs- und Ausbeutungssystems der Nazis befasst. Wir müssen zudem feststellen, dass auch die Arbeit zivilgesellschaftlicher Initiativen für Demokratie und gegen die extreme Rechte ernsthaft bedroht ist.
Wir appellieren deshalb eindringlich an die Staatsregierung wie auch an die kommunalen Verantwortungsträger, diese Arbeit abzusichern, indem so schnell wie möglich entsprechende Finanzierungszusagen gegeben werden. Die Gedenkstätten- und die Erinnerungsarbeit brauchen Planungssicherheit. Das gilt ebenso für die durch den Freistaat geförderten Projekte der Demokratie- und Integrationsarbeit.
Gerade in der jetzigen politischen Situation darf kein weiteres politisches Porzellan zerschlagen werden. Es würde sich nur sehr schwer wieder kitten lassen. Zitterpartien wie die jetzige um die Zukunft der finanziellen Förderung sind eines demokratischen Staates unwürdig. Wird in diesem Bereich nicht schnell und effektiv gegengesteuert, könnte sich bei den Aktiven der Eindruck verfestigen, dass die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano mit ihrer bitteren Feststellung „Wer gegen die Nazis kämpft, kann sich auf den Staat überhaupt nicht verlassen“ richtig gelegen hat. Das wäre fatal.
Wie zu erwarten war, wird der nächste Bundeskanzler wohl Friedrich Merz heißen. Mit seiner Wutrede nur einen Tag vor der Wahl hat er noch einmal ganz deutlich gemacht, was wir von ihm zu erwarten haben: alles, was den Rechts-Wähler freut. „Es gibt keine linke Politik mehr in Deutschland“ ist allerdings eine Ansage weit über die zu erwartende rechte Regierungspolitik hinaus. Immerhin haben ihm deutlich weniger als 30 Prozent der Wähler:innen in ihre Stimme gegeben. Wenn er noch am Wahlabend von der SPD verlangt, sie solle „im Interesse Deutschlands“ sein explizit rechtes Programm als Koalitionspartner mit umsetzen, die Wähler:innen hätten den „Wandel“ gewählt, droht er mit der „Alternative“, die er rhetorisch immer wieder ausgeschlossen hat. Die Berichterstattung vor der Wahl und am Wahlabend markiert bereits einen Wandel im Umgang der öffentlich-rechtlichen Medien mit der AfD, die mit der selbstverständlichen Beteiligung der AfD an allen Formaten der Normalisierung der neuen Nazi-Partei den Weg gebahnt haben. Zum Glück für alle, die Merzens Kanzlerschaft fürchten müssen, gibt es auch in Zukunft antifaschistische Perspektiven in Deutschland: Im Parlament und auf der Straße! Alerta antifascista: Schließt Euch fest zusammen, leistet Widerstand gegen die Rechte im Land!
Cornelia Kerth und Florian Gutsche, VVN-BdA Bundesvereinigung
Die sächsische VVN-BdA organisiert in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Lesereise zum 2023 erschienenen Buch „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ . Das Buch befasst sich mit dem Leben der Kommunistin Hertha Gordon-Walcher (1894-1990). Gelesen wird das Buch von der Autorin Regina Scheer.
Hertha Gordon (vorn, 3.v.l.) mit Clara Zetkin (2.v.l.) beim dritten Kongress der Komintern, Moskau 1921. Foto: wikimedia.org, Autor:in unbekannt, gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=45657647
Veranstaltungen zum 27. Januar im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge
26.1., 11 Uhr, Gedenkveranstaltung am Denkmal vor der Burg Hohnstein
26.1., 14:30 Uhr, Gedenkstadtspaziergang zu Orten des Erinnerns, Treffpunkt am Marktplatz Dippoldiswalde
26.1., 17 Uhr, Gedenkkonzert „Die Musik nach Hause bringen“ zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus (Neue Jüdische Kammerphilharmonie Dresden) in der Stadtkirche St. Marien zu Pirna
27.1., 11 Uhr, Gedenkveranstaltung am VVN-Denkmal an der Grohmannstraße Pirna
das Jahr neigt sich dem Ende und es ist wieder viel passiert. Die Stadt Pirna hat einen neuen Oberbürgermeister. Einen, der die Regenbogen-Fahne mit der Hakenkreuz-Fahne gleichsetzt … einen, der bis auf seine verbalen Ausfälle kaum wahrnehmbar ist. Entsprechend schlecht fällt in Umfrageergebnissen die Zufriedenheit mit seiner Arbeit aus. In einer Umfrage der Sächsischen Zeitung erklärten nur 35 Prozent, sie seien mit der Arbeit des Pirnaer Oberbürgermeisters zufrieden.
Insbesondere das Demonstrations- und Kundgebungsgeschehen beschäftigte unseren Regionalverband in diesem Jahr. Neben zahlreichen Gedenkveranstaltungen beteiligten wir uns auch an den Aufrufen gegen Faschismus und rechten Terror.
Dieser zeigte auch in Sachsen wieder einmal seine hässliche Fratze. Im November fanden Hausdurchsuchungen bei den sogenannten Sächsischen Separatisten (SS) – mit besten Kontakten zur AfD – statt. Einige Mitglieder wurden verhaftet. Auch hier führt die Spur wieder einmal nach Pirna, genau genommen zu den verbotenen „Skinheads Sächsische Schweiz“ (SSS). Im kommenden Jahr werden wir dazu eine Veranstaltung durchführen.
Auch im November wählten die Mitglieder der VVN-BdA einen neuen Vorstand. Seither ist Kerstin Köditz neue sächsische Vorsitzende. Unser Regionalverband hat ihre Kandidatur unterstützt und freut sich auf eine gute Zusammenarbeit – wir wünschen alles Gute!
Das nächste Jahr wird aber auch ganz im Zeichen des 80. Jahrestags der Befreiung vom Nationalsozialismus stehen. Aus der Region gibt es viele spannende Geschichten, einigen davon werden wir nachgehen und sie näher in den Fokus stellen. Doch zunächst einmal startet das Jahr mit einem großen Protest gegen den AfD-Bundesparteitag, dem wir uns natürlich anschließen werden. Gemeinsam mit tausenden Antifaschist*innen werden wir uns in Riesa wi(e)dersetzen. Mehr Infos dazu unter https://widersetzen.com/
Natürlich gebe es noch viel zu erzählen … über Erfolge, Niederlagen, rechte Angriffe, persönliche und politische Verluste! Doch nun wünschen wir euch erst einmal friedliche und erholsame Feiertage und bald einen guten Start ins neue Jahr.
Vor wenigen Tagen teilte unser ehemaliger Vorsitzender Bernd Anger mit, dass seine Frau Christine im Alter von von 77 Jahren verstorben ist. Wir sind in Gedanken bei ihrer Familie und ihren Freund*innen.
Auch wenn Christine kein Mitglied der VVN-BdA war, so war sie unserer Vereinigung stets verbunden. Als Vertreterin der Stadt Pirna reiste sie viele Jahre zu Treffen in die Gedenkstätte Flossenbürg. Dabei entstand eine enge Verbindung zu den Brüdern Michael und Josef Salomonovic, die als Kindern in das KZ Außenlager Mockethal-Zatzschke deportiert worden. Zuletzt nahm Christine am 9. November 2024 am Gedenkrundgang in Pirna teil.
Doch nicht nur in die lokale Erinnerungsarbeit brachte sich Christine ein, sie war auch Mitglied im Verein Sonnige Aussichten, der sich für einen vielfältigen und lebenswerten Pirna-Sonnenstein einsetzt. Viele Jahre war sie auch als Stadt- und Kreisrätin für die Partei DIE LINKE aktiv. Im Jahr 2019 bekam sie für ihre politische Arbeit den Anna-Hirsch-Preis verliehen. Ihr Einsatz und ihr Engagement werden in Pirna fehlen.
Wir sprechen allen Hinterbliebenen unser tiefes Mitgefühl und unsere aufrichtige Anteilnahme aus.
Im Namen der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. im Freistaat Sachsen drücken wir unser tiefes Mitgefühl über den Tod von Nora Goldenbogen aus. Ihr Engagement für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus war so unglaublich wichtig für Sachsen und darüber hinaus. Wir alle werden gemeinsam dafür einstehen, um in ihrem Sinne weiter aktiv zu bleiben. Sie ist uns Vorbild und wird als dieses fehlen.
Mit aufrichtiger Anteilnahme, der Landesvorstand der VVN-BdA Sachsen